Text zu Gen 1

Texte zu Genesis 1, 1-4a, 26-31a, 2,1-4a
Als Impulse / „Predigtmoves“ im Blick auf Jubilate 2013 

Du lässt den Samen sich entwickeln in den Frauen,
du machst „Wasser“ zu Menschen,
den Sohn erhältst du am Leben im Leib seiner Mutter
und beruhigst ihn, so dass seine Tränen versiegen – 
du Amme im Mutterleib!
Du spendest Atem, um alle Geschöpfe am Leben zu erhalten.
Kommt das Kind aus dem Mutterleib heraus,
um zu atmen am Tag seiner Geburt,
dann öffnest du seinen Mund vollkommen
und sorgst für seine Bedürfnisse.
Das Küken im Ei, das schon in der Schale redet –
Du gibst ihm Luft darinnen, um es zu beleben.
Du hast ihm seine Frist gesetzt,
die Schale zu zerbrechen;
es geht hervor aus dem Ei,
um zu sprechen zu seiner Frist,
es läuft schon auf den Füßen, wenn es herauskommt.
Wie zahlreich sind deine Werke,
die dem Auge verborgen sind,
du einziger Gott, dessengleichen nicht ist!
Du hast die Erde geschaffen nach deinem Wunsch, ganz allein,
mit Menschen, Vieh und allem Getier,
mit allem, was auf der Erde ist,
was auf Füßen umherläuft,
und allem, was in der Höhe ist und mit Flügeln fliegt.
Echnaton, Hymnen an den Sonnengott (ca. 1350 v. Chr.)

Höchster der Unsterblichen,
viele Namen nennen dich,
ewig allmächtiger Zeus,
dich, den Urquell alles Werdens,
der nach ewigen Gesetzen herrscht im All, ich grüße dich, Zeus.
Ja, ich darf’s. Es ist der Mensch dir verwandt. Allein von allem,
was da lebt und kriecht auf Erden, ist ein Abbild er des Alls:
wir sind deines Geschlechtes.
Und so will ich immerdar preisen dich und deine Macht.
Dir gehorcht das Weltgebäude, kreisend um den Erdball.
Kleanthes (331-230 v. Chr.) Hymne an Zeus

Wer hat die Gestalten der Sterne geschaffen? 
Wer hat ihren Weg erfunden? Wer war der Erzeuger der Früchte? 
Wer hat die Berge in die Höhe erhoben? Wer hat den Winden befohlen, ihr Werk nach den Jahreszeiten zu vollführen? Wer ist der Gott der Ewigkeit, der die Ewigkeit hervorbringt und in Ewigkeiten herrscht? Du, der Eine, unsterbliche Gott.
Du bist der Erzeuger von allem. Du teilst allen ihre Seelen zu und lenkst alles, König der Ewigkeiten und Herr. Du, vor dem die Berge und die Ebenen erzittern, die Wasser der Quellen und Flüsse, die Waldschluchten auf der Erde und die Winde – alles, was entstanden ist. Der hoch droben leuchtende Himmel und alle Meere fürchten dich, allmächtiger Herrscher, heiliger Gott, Herr über alles.
Durch deine Kraft sind die Elemente und wächst alles – in der Luft und auf der Erde, im Wasser und im Hauch des Feuers…..
Griechisches Lob des Weltenlenkers (Ägypten, 4. Jahrhundert n. Chr.)

Das Lob sei Allah, 
der erschaffen die Himmel und die Erde und gemacht die Finsternisse und das Licht; und doch setzen die Ungläubigen ihrem Herren (andre) gleich.
Er ist’s, der euch erschuf aus Ton; alsdann bestimmte er einen Termin, und ein bestimmter Termin ist bei ihm. Ihr aber zweifelt daran. Und er ist Allah in den Himmeln und auf Erden. Er kennt euer Geheimnis und Öffentliches und weiß, was ihr verdient….
Der Koran, Sechste Sure - Geoffenbart zu Mekka Im Namen Allahs, des Erbarmens, des Barmherzigen!

Gott sprach: Machen wir den Menschen in unserem Bild nach unserem Gleichnis!
Sie sollen schalten über das Fischvolk des Meeres, den Vogel des Himmels, das Getier, die Erde all, und alles Gerege, das auf Erden sich regt.
Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn,
männlich, weiblich schuf er sie.
Gott segnete sie, Gott sprach zu ihnen:
Fruchtet und mehrt euch und füllet die Erde und bemächtigt euch ihrer!
Schaltet über das Fischvolk des Meers, den Vogel des Himmels und alles Lebendige, das auf Erden sich regt!
Gott sprach: Da gebe ich euch alles samensäende Kraut, das auf dem Antlitz der Erde all ist,
und alljeden Baum, daran samensäende Baumfrucht ist, euch sei es zum Essen,
und allem Lebendigen der Erde, allem Vogel des Himmels, allem was auf Erden sich regt,
darin lebendes Wesen ist, alles Grün des Krauts zum Essen.
Es ward so. Gott sah alles, was er gemacht hatte, 
und da, es war sehr gut.
Abend ward und Morgen ward: der sechste Tag.
Vollendet waren der Himmel und die Erde, und all ihre Schar.
Vollendet hatte Gott am siebenten Tag seine Arbeit, die er machte,
und feierte am siebenten Tag von all seiner Arbeit, die er machte.
Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn,
denn an ihm feierte er von all seiner Arbeit, die machend Gott schuf.
Dis sind die Zeugungen des Himmels und der Erde: ihr Erschaffensein….
Die fünf Bücher der Weisung Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig

Es wird erzählt, dass im Anfang Gott Himmel und Erde schuf. Von Israel handelt die Geschichte, und sie wurde, wie man annimmt, vor ungefähr sechsundzwanzig Jahrhunderten aufgeschrieben, als die Israeliten an Babylons Strömen im Exil lebten. Weit weg von zu Hause waren sie. Und weit weg von zu Hause kommen häufig die großen Fragen. Wie ist alles geworden, was geworden ist? Woher kommen wir und wohin gehen wir? Gibt es einen Gott, der uns gewollt und gemacht hat? Wozu sind wir auf dieser Erde, die bisweilen so paradiesisch ist und bisweilen so wüst und leer? Verbannte sind wir, Aus-länder, Elend in der Fremde ist unser Los. Gibt es einen Gott, der dies sieht, oder sind wir wehrlos dem Schicksal, der Sonne, dem Mond und den Sternen ausgeliefert? Das Wasser steht uns bis zum Hals, der Atem wird uns benommen, gibt es noch Hoffnung? Gibt es denn niemanden, der in Gottesnamen Licht in unsere Finsternis bringen kann? Still, Israel erzählt eine Geschichte. Ein Priester aus Israel erzählt eine Geschichte….
Nico ter Linden: Es wird erzählt…… Von der Schöpfung bis zum Gelobten Land
Im Anfang – Genesis 1,1

In der Malerei stellt man mich gern als weißbärtigen alten Mann dar, der in einem bestimmten Augenblick darangeht, die Welt zu erschaffen. In Wahrheit war ich ein kleines Kind, das, unglücklich, ausgesetzt zu sein, nun begann, sich zu rühren, um den Weg nach Hause zu finden. Von den Jahren meiner frühesten Kindheit ist mir keine Erinnerung geblieben. Sie dürften trübe und düster gewesen sein, nach dem zu urteilen, was ich später sah, als ich das Alter erreicht hatte, mich umzusehen. Auf Grund phantastischer Hypothesen wird über den Schöpfungsakt auf alle mögliche Weise berichtet. Darunter gibt es den komischsten Klatsch, lächerliche Inzestgeschichten, Erzählungen von Vätern, die ihre Söhne verschlagen, oder von Göttern, die gegen Titanen kämpften. Die Wahrheit aber ist, dass die Welt begann, als mir meine Einsamkeit bewusst wurde und ich versuchte, ihr zu entkommen….
Franco Ferrucci – Die Schöpfung Das Leben Gottes, von ihm selbst erzählt

„Gott“, sagte ich und drehte mich auf meinem Stühlchen um. „Warum hast du zuerst Licht gemacht und später die Sonne? Sollte es nicht andersherum sein? Sollte es nicht gleichzeitig sein? Hast du im Nachhinein nicht gedacht, dass es umsonst war und tut dir das Leid?“ Ich hätte mir eine Ohrfeige geben können. Was als eine gut gemeinte Frage begann, machte plötzlich eine Kurve. Meine Spucke war Gift. Der Hund zu meinen Füßen rückte zur Seite und auch die anderen Tiere wurden unruhig, aber Gott schaute sich ungerührt um. Er nickte mir zu und er nickte dem Rest der Welt zu und sagte, dass alles gut war, wie es war.
„Gott“, sagte ich und drehte mich von ihm weg. „Gegen alles bist du streng, aber nicht zu mir. Gib’s endlich zu: Ich bin ein Fehler!“ „Aber nein“, sagte Gott und wedelte mit seinen Händen. Er ließ mich erst die eine Seite der Hand und dann die andere anschauen. Sie waren verschieden, und wenn man genau hinsah, ergänzten sie sich. Und dann deutete er auf mich und auf eine Frau. Sie stand plötzlich da. Sie war schön und nackt wie ich und leuchtete fast von innen. „Aber ja“, sagte Gott. Der Hund zu meinen Füßen sprang auf und wedelte. Das war wohl so viel wie ein erhobener Daumen. Als die Frau und ich am nächsten Tag in unserem Bett von Schafen geweckt wurden, verhielten wir uns ganz leise. Gott schlief. Gott schlief sich aus. Er hatte eine schwere Woche hinter sich. Er lag mit ausgebreiteten Armen auf dem Bauch und schnarchte ein bisschen.
Gegen Abend legte er sich auf die Seite und murmelte im Schlaf.
„So“, sagte er, und dass dies seine letzte Arbeit für diese Woche gewesen sei. Heute habe er nichts geschaffen, nichts, denn das habe er noch nie zuvor getan.
Bart Moeyaert: Am Anfang – Mit Illustrationen von Wolf Erlbruch

Welcher Text berührt mein Herz, (lässt Bilder in mir entstehen, macht mich neugierig und Lust, ihn weiter zu entwickeln)?- meine Gedanken, Ideen, Fortführungen dazu…..

Einige theologische Impulse: Schöpfung ist Ausdifferenzierung Nichts ist für sich geschaffen. Alles hat ein Gegenüber (Dunkelheit und Licht) Für sich genommen hat ein Element keinen Sinn. Sinn liegt in Lebensbeziehungen. Alles steht zu einander und zu Gott in Beziehung. Die biblischen Schöpfungsgeschichten sind keine definierenden Verobjektivierungen, sondern sie beschreiben das Beziehungsgefüge der Welt. Gott hält alles in Beziehung. Es gibt viele Wahrnehmungsspuren Gottes in der Welt. Die Schöpfungsmythen der verschiedenen Völker, Kulturen, Religionen geben davon Zeugnis. Die Schöpfung, das Leben, meine Existenz ist kein Zufall, sondern ich bin eingewebt und verbunden mit der Urkraft, der Energie, der Quelle des Lebens, welche Liebe ist – mit Gott.